Waldkindergarten – der ganz andere Kindergarten
Kinder im Waldkindergarten lauschen Geschichten, toben, spielen, singen und basteln wie in jedem anderen Kindergarten auch und doch ist alles ganz anders. Denn die Kinder sind bei all ihren Aktivitäten draußen im Wald. Die Idee des Waldkindergartens ist bereits mehrere Jahrzehnte alt und stammt aus Skandinavien. In Deutschland gibt es Waldkindergärten seit den 90er Jahren. Die Waldwichtel sind der älteste Waldkindergarten in Bayern.
Was spricht für einen Waldkindergarten?
- Kinder entdecken sich und die Welt durch Bewegung. Im Waldkindergarten können sie ihren Bewegungsdrang ungehindert ausleben.
- Die körperliche Kondition der Kinder steigt, wenn sie täglich über den unebenen Waldboden laufen, auf Bäume klettern, über Gräben springen oder auf Stämmen balancieren. Die Grob- und Feinmotorik wird geschult.
- Der Aufenthalt an der frischen Luft stärkt die körperliche und psychische Gesundheit. Die Kinder werden robuster. Das bedeutet auch weniger Infekte, die gewöhnlich in geschlossenen, warmen Räumen übertragen werden.
- Der Wald bietet den Kindern viel Raum zum Ausleben Ihrer Phantasie. Es gibt nichts Vorgefertigtes. Die Kinder entwickeln ihr Spiel und Spielzeug selbst. Der Abenteuerspielplatz Wald wartet mit stets neuen Aufgaben, Experimenten, Beobachtungen und Ideen.
- Sie können ganzheitlich lernen. Im Umgang mit Werkzeugen wie zum Beispiel Säge, Hammer und Schnitzmesser lernen die Kinder konzentriert und in guter Koordination mit sich und dem Material umzugehen.
- Im Wald können die Kinder viele Zusammenhänge sinnlich erfahren: den Wechsel der Jahreszeiten, unterschiedliche Temperaturen, das Besondere an jedem Wetter und das Wachstum von Pflanzen und Tieren. Dabei werden alle Sinne angeregt und entwickelt: Hören, Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken.
- Im Wald ist es ruhiger als in geschlossenen Räumen. Die Kinder erleben die natürliche Stille. Ohne Reizüberflutung nehmen die Kinder ihre Kräfte besser wahr und erfahren ihre individuellen Möglichkeiten und Grenzen. Sie finden ihre eigene Stabilität.
- Der Aufenthalt in der freien Natur mit ihrer Wirkung von Naturfarben, Vogelstimmen, Blätterrauschen und vielem mehr fördert die emotionale Ausgeglichenheit der Kinder.
- Im Kindergarten ohne Wände und Türen verringern sich Konfliktfelder durch weniger Enge und mehr Bewegungsfreiraum für den Einzelnen und die Gesamtgruppe.
- Die Kinder lernen den behutsamen Umgang mit jeder Art von Leben. Kinder, die früh einen ethischen Bezug zur Natur entwickeln, werden im späteren Leben ihre Umwelt meist als liebens- und schützenswert erachten.
Peter Häfner: „Natur- und Waldkindergärten in Deutschland – eine Alternative zum Regelkindergarten in der vorschulischen Erziehung“ (Doktorarbeit an der Fakultät für Verhaltens- und empirische Kulturwissenschaften, Universität Heidelberg) >> Lesen